Der niederländische Architekt, der aus einem ehemaligen Wohnhaus ein modernes Büro gemacht hat: Es ist, als würde man einen großen Topf Suppe mit verschiedenen Zutaten kochen und am Ende muss es allen schmecken

Der renommierte niederländische Architekt Casper Schwarz wurde beauftragt, ein Wohnhaus im Zentrum Amsterdams in OCCOs Büro umzugestalten. In einem längeren Interview spricht Schwarz darüber, wie man die anfangs schreckliche Akustik verbessert hat, warum er gerne mit OCCO zusammenarbeitet und was ihn an dem ganzen Prozess inspirierte.

Welche Geschichte steckt hinter OCCOs Büro?

OCCO beschloss, ein Büro zu schaffen, das aus dem Üblichen herausragt und Teil des historischen Zentrums von Amsterdam ist. Selbstverständlich war es auch das Ziel, Architekt/innen und Kund/innen zu beeindrucken, sodass sie die Vertretung gerne sehen möchten. Zweitens war es wichtig, dass sich das Büro in das umgebende Milieu mit Restaurants und Cafés gut einfügt.

Es gab mehrere Orte zur Auswahl, und es freut mich sehr, dass man sich für ein klassisches Amsterdamer Grachtenhaus entschieden hat. Es hat einen vertikalen Grundriss: Je höher die Etage, desto niedriger die Höhe des Raums.

Das Gebäude liegt zwar im Stadtzentrum an der Gracht, aber dort ist es sehr ruhig, Verkehrslärm stört nicht. Zugleich befindet sich auf der anderen Seite der Gracht eine der verkehrsreichsten Hauptstraßen der Stadt, von der aus man sowohl das Büro als auch das OCCO-Logo sieht, dessen leuchtende Farben das Gebäude schon von weitem erkennbar machen.

Direkt vor dem Einzug von OCCO als Mieter wurde das Gebäude renoviert. Als wir eingezogen sind, war alles nagelneu, aber die Zimmer waren komplett leer. Es wurde für ein Büro renoviert, aber es fehlte die gewöhnliche Büroatmosphäre.

Was hat Sie bei diesem Designauftrag inspiriert?

Es war für das ganze Team sehr interessant. OCCO hatte für uns einen Leitfaden mit dem Titel „Happy Space“ vorbereitet. Die Zimmer hatten Holzböden, die eine wohnliche Atmosphäre schafften. Wir hatten also eine gute Basis, um ein wirklich angenehmes Büro zu schaffen. In den Räumlichkeiten hat man eher das Gefühl, das Haus von OCCO als ein Büro zu besuchen. So hinterlassen diese einen sehr einladenden Eindruck, sie sind geräumig und warm, und das Gebäude zeichnet sich durch große Fenster und viel Licht aus. Es gab weder eine klassische kalte Beleuchtung noch eine typische Bürodecke.

Wie schwierig war es, eine häusliche Umgebung in ein Büro umzuwandeln?

Wir wollten keine klassischen Büroräume schaffen – die Wohnatmosphäre war also ein Trumpf. Natürlich wollten wir kein richtiges Zuhause schaffen, weil es ein völlig anderer Raum ist, aber die Kombination, die wir am Ende gefunden haben, ist sehr interessant. Wenn der gesamte Prozess durchdacht und gut organisiert ist, läuft alles reibungslos.

Welche Erwartungen und Wünsche hatte OCCO?

Wenn ein Kunde Arbeiten bei einem Innenarchitekten in Auftrag gibt, hat er Grundvoraussetzungen und Anforderungen, aber das Endergebnis hat er noch nicht vor Augen. Der ganze Prozess ist eine Suche. Ich würde sagen, dass die Erwartungen quasi fließend waren. Was bedeutet das? Das Ergebnis sollte ein Raum sein, der sowohl ein Büro und ein Ausstellungsraum als auch ein Veranstaltungsraum ist und zugleich auffallend, gemütlich, fröhlich und funktional ist.

Wir wurden beauftragt, einen für OCCO charakteristischen Ort zu schaffen und dabei die Besonderheiten des Gebäudes zu berücksichtigen. Wir mussten auch berücksichtigen, dass OCCOs Partner Innenarchitekt/innen und Designer/innen sind, die oft das Büro besuchen. Fühlte man sich beim Betreten des Raumes nicht wohl, würde sofort eine gewisse Distanzierung eintreten. Wir mussten das Gleichgewicht zwischen dem klassischen OCCO-Stil und einer Umgebung finden, die auch Innenarchitekt/innen anspricht.

Das Ganze musste also wohnlich, frei, einladend, digital und menschenfreundlich sein. Wir mussten das Rätsel lösen, wie man die Ecken des Raums mit unterschiedlichen Funktionen verbindet, ohne die Räume voneinander zu trennen. Alles musste zusammenpassen – als ob man einen großen Topf Suppe kochen würde, wo man verschiedene Zutaten hinzufügt, und am Ende muss es allen schmecken.

Aber das ist ja auch die Aufgabe eines Designers – man beginnt, nach logischen Lösungen zu suchen, damit alles zusammenpasst. Wir mussten eine gut durchdachte Route erstellen: Was begrüßt einen zunächst, wenn man das Gebäude betritt, wo möchte man Privatsphäre haben und in welch einer Ecke könnte es mehr Synergien geben?

Das Gute dabei war, dass wir die Freiheit hatten, uns das Design selbst auszudenken. Ja, wir mögen sehr kritische Kund/innen, die sich für das interessieren, was wir tun. Aber gleichzeitig ist es gut, wenn wir die Hände frei haben, damit wir nicht das Gefühl haben, komplett im Griff des Kunden zu sein.

Wir freuen uns, wenn wir bei Kundengesprächen gutes Feedback bekommen. Daran erkennen wir, ob wir uns in die richtige Richtung bewegen. Erwartungen und Wünsche können sich während des Prozesses ändern. Das ist auch gut so – wir sind gemeinsam mit dem Kunden auf diesem Weg und können gemeinsam zu einem Endergebnis kommen, das für alle passt.

Welche waren die größten Herausforderungen bei diesem Job?

Eine der Hauptschwierigkeiten war die Raumplanung. Wenn man das Gebäude betritt, wird man zunächst von einem großen offenen Portal begrüßt. Das Portal ist der Ort, an dem man den Raum betritt und verlässt, also der Start- und Endpunkt. Da es ein wichtiger Teil des Raums ist, muss es gut designt sein. Wir haben lange gebraucht, um herauszufinden, wie man das Portal mit anderen Teilen des Raums am besten verbindet.

Am Ende haben wir den gesamten Plan überarbeitet und es wurde sofort viel einfacher und logischer: Wir machten das Portal zum Zentrum des langen Raums und konnten alle verschiedenen Teile des Raums logisch verbinden. Es stellte sich heraus, dass wir den ursprünglichen Grundriss des Gebäudes wiederhergestellt hatten, der vor der Renovierung vorhanden war. Der einzige Unterschied ist, dass wir den Raum offenließen und die Schiebetüren entfernten.

Eine weitere Herausforderung war die Akustik des Gebäudes. Um ehrlich zu sein, war es anfangs schrecklich, in dem Raum zu sein, weil es überall hallte. Auch für dieses Problem mussten wir eine gute Lösung finden.

Wie habt ihr das ganze Rätsel gelöst?

Für die Gestaltung des Portals haben wir uns für Holz entschieden, um noch mehr Wärme in den Raum zu bringen. Wir begannen mit Lamellen zu arbeiten, und so fanden wir eine Lösung, um die schreckliche Akustik loszuwerden. Es wird angenommen, dass nur weiche Materialien die Akustik verbessern. Wir haben jedoch festgestellt, dass es mit Holzlamellen möglich ist, die Wiedergabe des Echos im Raum zu unterbrechen.

Als nächstes begannen wir mit der Auswahl von Materialien, Farben und Möbeldesign. Dabei wurde uns das OCCO-Logo wegen seinem sehr guten Farbeinsatz zum Vorbild. Wir entschieden, nicht die genauen Farben des Logos zu verwenden, sondern ihre weicheren Variationen, also haben wir schwächere Töne gewählt, die zu den Farben des Logos passen. Für die Vorhänge haben wir weichere und natürlichere Materialien verwendet, um alles auszugleichen und einen harmonischen Raum zu schaffen. Es funktionierte perfekt mit dem bereits vorhandenen Holzboden. Das ganze Ensemble hinterlässt einen sehr warmen und zeitlosen Eindruck.

Dann fingen wir an, mit Möbeln zu arbeiten. Wir haben OCCO gesagt, dass es zum Beispiel in Ordnung ist, wenn man die Stühle verschieben oder ersetzen möchten, aber wenn man anfängt, alles zu ändern, bricht das gesamte architektonische Konzept zusammen. Daher mussten wir mindestens ein Element finden, das für immer im Raum bleiben würde. Dieses Element war ein an der Wand anfangendes Sofa mit Steinmotiv. Es hat so einen starken Charakter, dass es das Konzept zusammenhält, egal welche anderen Stühle man daneben stellt. Das Sofa mit dem Steinmotiv bleibt immer im Vordergrund.

In der Mitte des Raums hängt eines der Hauptelemente des Büros an der Wand – ein großer Bildschirm, auf dem die digitale Plattform von OCCO vorgestellt wird. Da es sowohl ein Treffpunkt als auch ein Ort ist, wo man den Kund/innen Produkte vorstellt, haben wir einen multifunktionalen Tisch vor den Bildschirm gestellt. Wir mussten bedenken, dass dieser stabil und solide sein muss – wie ein Steinaltar, der nicht bewegt werden kann. Man muss einfach akzeptieren, dass er da ist. Hätten wir uns für einen beweglichen Schreibtisch entschieden, könnte es passieren, dass sich irgendwann der Mittelpunkt des gesamten Büros verschiebt. Wenn man die Möbel verschiebt, verschwindet das Konzept. Daher war ein unbeweglicher Tisch sehr wichtig.

Wie schwer ist es, einzigartiges Design zu erstellen?

Keine Frage, es ist immer schwierig. Je länger man jedoch an einem Projekt arbeitet, desto einzigartiger wird es. Zugleich brauchten wir wiedererkennbare Elemente. Eines davon ist das bereits erwähnte Sofa mit dem Steinmotiv, das sehr einzigartig ist. Aber so etwas kann man nicht erzwingen – man muss sich nur für das Projekt engagieren.

Das Steinmotivsofa entstand zum Beispiel so: Ich war eines Morgens früh aufgestanden, weil ich einfach nicht schlafen konnte, und dann fing ich an, über Möbel und Design nachzudenken, und plötzlich tauchte ein Bild von den Steinen an der Wand in meinen Kopf auf, und so wurde die Idee geboren. Dann haben wir es im Studio ausprobiert und es hat wirklich gut funktioniert.

Vielleicht ist die Frage nicht, wie schwierig es ist, etwas Einzigartiges zu schaffen, sondern wie wichtig einem das Projekt ist, wie sehr man sich daran beteiligt fühlt oder wie sehr man etwas Gutes schaffen will. So geht das, dafür lieben wir unsere Arbeit.

Was habt ihr während des Prozesses gelernt?

Dass die akustische Wirkung der Lamellen sehr gut sein kann. Wir haben erfahren, wie sehr sie zur Schaffung eines akustischen Klimas beigetragen können.

Es ist schwer, bestimmte Dinge hervorzuheben, weil all die kleinen Fragmente Teil des Prozesses sind und der gesamte Prozess letztendlich eine gute Lektion für uns war. Wenn sowohl die Designer/innen als auch die Kund/innen bereit sind, hart für ein gutes Ergebnis zu arbeiten, schafft man mehr als Sie zunächst gedacht. Ich habe noch einmal erfahren, dass sich eine gute Zusammenarbeit immer lohnt.

Was ist Ihr Lieblingselement im Büro?

Es gibt zwei davon: das Steinmotivsofa und die Spiegel hinter dem Logo an der Treppe. Mit dem letzten Trick konnten wir eine sehr interessante geräumige Lösung schaffen, die ein wichtiger Bestandteil des Designs ist. Vom Spiegel sieht man auch die Präsentation über die OCCOs digitale Plattform, was ich sehr cool finde.

Bitte gebe uns vier wichtige Ratschläge, die bei der Gestaltung von Büros oft übersehen werden.

  1. Man sollte nicht an ein gewöhnliches Büro denken, sondern darüber nachdenken, was ein gewöhnlicher Mensch braucht.
  2. Es ist wichtig, eine gewisse Ordnung im Raum zu schaffen, also muss man Elemente finden, die helfen, die Raumlösung aufrechtzuerhalten (wie ein in Stein gemeißelter Tisch).
  3. Nutze ein Detail vielseitig. Zum Beispiel konnten wir mit Lamellen das Akustikproblem lösen und diese auf den zwei Stockwerken durchgehend verwenden.
  4. Versuche einen Raum zu schaffen, der weder kalt noch trist ist, sondern in dem sich alle wohlfühlen.

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